Fallentypen

Wie Karnivoren ihre Beute fangen

Fleischfressende Pflanzen haben eine Reihe von unterschiedlichen und hochspezialisierten Fangmethoden entwickelt, mit deren Hilfe sie ihre Beute anlocken, fangen und schließlich verwerten. Die Funktionsweise der Fallen lässt sich in fünf verschiedene Fallentypen gliedern. Je nach Funktion der Fallen lassen sich diese noch in aktive und passive Fallen unterscheiden.

Das Beutespektrum von Karnivoren umfasst zumeist kleinere Insekten wie Fliegen, Mücken oder Ameisen. Den Kannen der Gattung Nepenthes können auch Säugetiere zum Opfer fallen, was jedoch eher die Ausnahme ist. Utricularia und Genlisea sind auf Kleinstlebewesen wie Einzeller, Fadenwürmer oder Protozoen spezialisiert. Fettkräuter beziehen einen Großteil der Nährstoffe sogar aus Pollen anderer Pflanzen.


Grubenfallen

Brocchinia, Catopsis, Cephalotus, Darlingtonia, Heliamphora, Nepenthes, Sarracenia
Umgeformte Blätter bilden eine Art Trichter, dessen Randbereiche mit süßlichem Nektar versehen sind. Die durch Duft und Lichteffekte angelockten Beutetiere können in die Schläuche fallen. Die glatte Innenseite oder nach unten gerichtete Borsten verhindern ein Entkommen und die Insekten ertrinken in der im Inneren befindlichen Flüssigkeit. Mithilfe von Enzymen und/oder Bakterien wird das Opfer zersetzt und die freigewordenen Nährstoffe von der Pflanze aufgenommen.


Klebfallen

Byblis, Drosera, Drosophyllum, Pinguicula, Triphyophyllum, Philcoxia, Roridula
An den Blättern dieser Pflanzengruppe befinden sich Drüsen, die mit Fangschleim besetzt sind. Durch Farbe und Lichtreflexion werden die Beutetiere angelockt und mit klebrigem Sekret benetzt, das ein Entkommen erschwert. Leichte Bewegungen weiterer umliegender Drüsenhaare oder des gesamten Blattes hin zum Opfer machen einen Fluchtversuch fast unmöglich. Auch hier erfolgt die Zersetzung mithilfe von Enzymen. Die freigewordenen Nährstoffe werden anschließend durch Verdauungsdrüsen von der Pflanze aufgenommen.


Klappfallen

Aldrovanda, Dionaea
Die Venusfliegenfalle ist die bekannteste Klappfalle. Hier wird die Bewegung der Blätter durch kleine Fühlborsten an der Innenseite der Fallen ausgelöst, sobald ein Beutetier diese mehr als einmal innerhalb kurzer Zeit berührt. Nachdem die Falle komplett geschlossen ist, füllt sie sich mit einer Art Verdauungsflüssigkeit, die das Opfer zersetzt. Ein ähnliches Prinzip des Fangvorgangs findet man bei Aldrovanda, bei der es sich jedoch um eine aquatische Art handelt, die vorwiegend Kleinstlebewesen aus dem Wasser fängt.


Reusenfallen

Genlisea
Reusenfallen findet man nur bei der Gattung Genlisea (und einer einzigen Schlauchpflanzen-Art). Kleine Lebewesen gelangen in die schlitzförmigen Öffnungen der Y-förmigen Reusen und können sich nur in eine Richtung fortbewegen, da abwärts gerichtete Härchen den Weg zurück verhindern. Im oberen Bereich der Reusen befindet sich eine leichte Verdickung, die den Magen darstellt, in dem die Beute zersetzt wird. Die dadurch freigewordenen Nährstoffe werden anschließend von der Pflanze aufgenommen.


Saugfallen

Utricularia
Die Saugfallen der Gattung Utricularia funktionieren nur unter Wasser oder in feuchter Erde und fangen die Beute durch Unterdruck, der die Opfer zusammen mit dem umgebenden Wasser in die Fangblasen saugt. Das Öffnen der Falle wird durch winzige Härchen an der Öffnung ausgelöst, sobald sie von einem Beutetier berührt werden. Das Opfer wird in den Innenraum der Falle gesogen, in dem es dann verdaut wird. Die Tür der Fangblasen öffnet sich in weniger als einer Millisekunde. Damit besitzen die Fallen von Utricularia den schnellsten Fangmechanismus aller Karnivoren.


Verdauungssymbiosen

Bei einigen Karnivoren findet die Verdauung der gefangenen Beute nicht durch pflanzeneigene Enzyme statt, sondern wird vom einem „externen Partner“ übernommen, also „outgesourct“. Symbiontische Insekten (wie z.B. Blindwanzen der Gattung Pameridea beim bekannten Beispiel der südafrikanischen Wanzenpflanzen (Roridula), oder Bakterien und Mikroorganismen (wie z.B. bei den Schlauchpflanzengattungen Heliamphora und Darlingtonia) übernehmen hier den Verdauungspart. Die Pflanzen ernähren sich anschließend von den nährstoffreichen Ausscheidungen der Partner. Diese „symbiontische Verdauung“ ist sogar noch viel effektiver, da die Pflanzen so mehr Stickstoff aus der Beute aufnehmen, als sie durch eigene Enyzme erschließen könnten. Daher finden sich symbiontische Mikroorganismen auch bei vielen anderen Karnivoren, z.B. auch in der Verdauungsflüssigkeit vieler Kannenpflanzen.